Schon beim Anmeldebogen gings in meinem Kopf los. Was soll ich bloss schreiben? Was möchtest du denn hören? Ich will doch bloss, dass es aufhört und alles wieder gut wird. Aber das weiss er ja und alles werde ich sowieso nicht preisgeben, Dies und Das gehört nur mir... etc. etc. etc.
Je näher der Termin kam umso mehr drehte mein Verstand im Hamsterrad. Was mache ich nur, wenn ich mich nicht in die Trance versetzen lasse, wenn ich den Verstand nicht abschalten kann? Na ja, dann war eben alles für die Katze, dann muss es eben nicht sein, beruhigte ich mich selbst. Zudem ging ich immer wieder den Unfallhergang vor 16 Jahren durch. Immer wieder habe ich mich Dies und Das gefragt, denn ich wollte vorbereitet sein, da ich keine Ahnung hatte, was auf mich zu kommt und schliesslich wollte ich um keinen Preis die Fassung verlieren – es wäre ja so peinlich!!! Ich habe mich selbst fast verrückt gemacht. Vor lauter Rennen war ich schon müde, bevor ich bei dir ankam. Nur eines wusste ich sicher. Ich werde diesen Termin wahrnehmen, ich werde nicht absagen. Ich habe sehr genau gespürt, dass ich mich dieser Situation jetzt stellen muss, damit ich jenen Teil von mir, den ich jahrelang überspielt habe, wiederfinde.
Und dann war es soweit. Ich lag bequem auf der Liege und begann deiner Stimme zu folgen. Zu Beginn fiel es mir schwer, dir zu folgen, denn du warst mir viiieeelll zu langsam. Du schienst keinen Stress zu haben und plötzlich spürte ich, dass deine Stimme mich zu beruhigen begann und ich mich deinem Tempo anpassen konnte. Deine Stimme gab mir das Gefühl alle Zeit der Welt zu haben. Kein Rennen mehr – ich entspannte mich zunehmend mehr und mehr. Dazwischen flackerte zwar mein Verstand immer wieder kurz hoch, aber auch dies schien dich nicht zu stressen.
Wie bereits oben erwähnt, hatte ich grosse Angst davor zu versagen, nicht zu wissen, was ich spüren soll/muss und ob ich dies überhaupt kann, denn schliesslich hatte ich mich 16 Jahre lang tagtäglich trainiert. Und dann kam dieses unangenehme Gefühl im Genick. Zuerst dachte ich, dass ich nur unbequem liege und wollte es eigentlich nicht erwähnen. Doch durch deine Ermunterungen dir zu beschreiben, was ich spüre, beschrieb ich es. Und dann kam diese Wärme/Hitze dazu. Und als du dann sagtest: „du kennst dieses Gefühl“ war’s vorbei mit dem leeren Schlucken. Die Tränen durften fliessen und es war mir einfach egal. Gleichzeitig war dies der Moment als mir klar wurde, dass du dein Versprechen, mich nicht allein zu lassen, mit mir zusammen „da durch“ zu gehen, halten würdest.
Bevor wir mit der Sitzung begonnen haben, hast du mich gefragt, ob ich noch Fragen hätte, falls mein Mann wirklich erscheinen würde. In jener Situation, als ich sie stellen konnte, wollte ich kneifen. Hier hast du deine Stimmlage leicht verändert. Sie ist bestimmter geworden. Du scheinst gewusst zu haben, dass ich es bereuen würde, wenn ich diese Chance nicht ergreifen würde. Ich hatte einfach nur Angst vor der Antwort, dass diese nicht so ausfallen würde, wie ich es mir wünschte. Dass du hier nicht locker gelassen hast, bin ich dir sehr dankbar, denn noch heute weiss ich, wie es sich angefühlt hat, als diese Schwere aus meinem Bauch verschwand. Es war ein unglaubliches Gefühl, welches ich nie vergessen werde.
Ich möchte mich bei dir ganz herzlich bedanken, dass du mich, mit der dir eigenen Ruhe und Geduld, durch diesen Gefühlsstrudel, geführt hast. Mich motiviert hast, es zuzulassen und anzunehmen und dass du Stunde um Stunde da warst und mich nie allein gelassen hast. Ich durfte viel erfahren über mich selbst, meine Ängste, aber auch über meine eigene Stärke. Das wertvollste Wissen, das ich mitnehmen durfte, ist aber, dass ich nichts festhalten muss, das ich nie verloren habe.